Die Reichsstadt

Gemeinwesen, wie die Stadt Memmingen von Anbeginn der Gründung eines war, sind durch die Jahrhunderte vom Feuer bedroht gewesen; unsere Stadt blieb allerdings von solch flächenzerstörenden Großbränden, wie sie z. B. Göppingen, Tuttlingen, lsny oder Giengen vornehmlich im 18. Jahrhundert heimsuchten, verschont, wenn man von der Niederbrennung des Fleckens Mammingin 1129 durch die Staufer absieht. Aber damals war dieser Flecken eine kleine Anhäufung von Holzhütten, deren Niederbrennung den Namen Stadtbrand kaum verdiente. Auch in den folgenden Jahrhunderten hatte Memmingen keinen gravierenden Brandschäden; freilich zeitigten die Kriegshandlungen seit dem 30-jährigen Krieg bis zum 2. Weltkrieg Brandspuren, aber die Stadt wurde nie ausgelöscht. Natürlich brachen auch immer wieder zivile Brände durch Unachtsamkeit oder wegen Brandstiftung aus, und Chroniken und Ratsprotokolle erzählen häufig von Bränden und deren vermutete Ursachen. Aber die Memminger hatten stets Glück und eine gute Feuerwehr schon damals.

Brutstätten für Brände waren die mittelalterlichen Städte ja allemal. Bebauung auf engstem Raum mit viel Holz, offene Herdstellen und Kamine, dazu Fackeln, Kienspan und Kerzen als Beleuchtung, unzugängliche Häuser, Treppen und Hinterhöfe waren gute Voraussetzungen, einer umgefallenen Kerze schnell weitere Nahrung zu geben. Darüber hinaus war von einem geordneten Feuerlöschwesen keine Rede, bürgerschaftlicher Geist war gefragt. Und der war in der Reichsstadt wahrhaft vorhanden.

Davon erzählt unsere Überschrift, die in geradezu köstlicher Diktion des Doktor Christoph Scherer diesen Geist beschwört:

"1482. In der Nacht nach dem Auffahrtstag schlug das Wetter in St. Martins Thurm und zündete ihn an. Indem nun das Volk zulief zu leschen, that es noch drey Streich; durch Kecke aber und Redlichkeit des Volcks war das Feuer gedämpft."

Also: wie schon oft war die hohe und elegante Spitze des Martinsturmes – das Achteck kam ja erst 1537 auf dem Turm – Ziel mehrerer Blitzschläge, aber durch gemeinsame bürgerschaftliche Anstrengung und ,,durch Kecke aber und Redlichkeit des Volcks“ konnte der sicherlich komplizierte Brand gelöscht werden. Kann man die Bürgerschaft in ein besseres Licht setzen? Unold beschreibt einen Brand im Elsbethenkloster zur gleichen Grundtendenz so:

"1490 kam Feuer im Kloster aus, aber es wurde bald wieder gelöscht, denn es lief alles zu, um zu helfen, und so zeigte es sich bey diesen und anderen ähnlichen Veranlassungen schon früh, daß es immer ein schönes Eigentum unserer Mitbürger ist und war, bei Feuer und Feuersgefahr stets mit gemeinsamem Mute und schnellem festen Willen beyzuspringen, zu retten und zu helfen."

Kecke und Redlichkeit, gemeinsamer Mut und schneller fester Wille ersetzen hochgemut die fehlende Feuerlöschorganisation; diese bürgerlichen Wertbegriffe haben immerhin über die Jahrhunderte hinweg unsere Stadt vor der völligen Brandzerstörung bewahrt. Es ist nun freilich nicht an dem, daß Ansätze zur Bewahrung vor Feuer nicht vorhanden gewesen waren, insbesondere in der Vorbeugung. Als erste Maßnahme muß man wohl die Anlage des Stadtbaches werten, der als künstlicher Kanal schon seit der fränkischen Zeit durch die Ansiedlung des Dorfes Wegbach und durch das Gebiet der späteren Stadt gezogen wurde. Sein Wasser diente vielerlei Zwecken, wie die Mühlen beweisen; sicherlich war eine Grundidee aber auch, immer genügend Löschwasser zur Verfügung zu haben, das dann in Eimerketten zum Brandplatz wanderte.

Von obrigkeitlicher Seite her wurde verordnet, was in den Feuerordnungen, später auch in den Bauordnungen schriftlich festgehalten worden ist: Die Giebelbauten an der Straße durften nicht mehr aus Holz sein, Backstuben durften nur nach vorheriger Bauschau errichtet werden, beim häuslichen Hopfenaufbereiten durfte kein offenes Licht verwendet werden, und wer sich unbefugterweise mit der Flachsdörrung beschäftigte, mußte Strafe zahlen. Die Meistersinger waren gehalten, bei jeder Theatervorstellung auf dem Salzstadel eine Brandwache zu stellen, und die Bürgerschaft wurde dazu verpflichtet, vor dem Haus ein Kübel oder ein größeres Schaff gefüllt mit Wasser aufzustellen, insbesondere in stadtbachentfernteren Vierteln, um im Falle der Gefahr gleich mit Löschwasser bei der Hand zu sein.

Keine Frage, daß mit diesen Wasserkübeln neben ihrer ernsten Absicht auch viel Unsinn getrieben wurde; die Sage vom Memminger Mau entstand ja bei einer nächtlichen Begegnung eines nicht mehr ganz nüchternen Rates mit einem wasservollen Bottich, in dem sich der Mond spiegelte. Solche Feuerordnungen entstehen erstmals 1570 und werden in Abständen erneuert und den veränderten Verhältnissen angepaßt. Daß sich die Memminger nicht nur theoretisch mit der Feuerbekämpfung beschäftigten, sondern auch praktische Versuche anstellten, beweist die Tatsache, daß der Apotheker Georg Christoph Werner von der heutigen Mohrenapotheke am Marktplatz 1665 die erste Feuerspritze mit einem Windkessel erfunden hat, durch den das Wasser nicht ruckweise, sondern in gleichmäßigem Strahl aus dem Rohr kam. Nach 1669 hat er insgesamt drei Exemplare dieser neuen Spritze nach Ulm verkaufen können; inwieweit sie in Memmingen jemals eingesetzt wurde, ist leider nicht bekannt. Selbst der Glockengießer Johann Baptist Ernst, Mitglied einer weitum berühmten Glockengießerfamilie aus der Krautgasse -fast von jedem Kirchturm unserer Umgebung tönt mindestens eine Ernst-Glocke -, war sich nicht zu schade, neben seinem Gußwerk sich auch mit der Konstruktion von Feuerspritzen zu beschäftigen.

Trotz all dieser Vorsorgemaßnahmen, die dem Willen zum Katastrophenschutz entsprangen und die in der enggebauten Stadt unbedingt notwendig waren, kam es immer wieder vor, daß größere Brände nicht nur ein Haus zerstörten, sondern die ganze Stadt bedrohten, so 1477 beim Brand von vier mit 4000 Malter Korn gefüllten Städel im Spital, also in der Stadtmitte, die freilich auch aus Holz gebaut waren, weil extra vermerkt wird, daß sie hinterher aus Stein wiederaufgeführt wurden, so 1655, wo bei einem Brand des Wirtshauses zum Säukopf 16 Personen ins Feuer fallen, von denen sechs einen schrecklichen Feuertod erleiden, so die Brände von 1733 in der Schwesterstraße, die eine stattliche Neubebauung zur Folge hatten – die Erinnerungstafel an diesen Brand ist über der Eingangstür zur sogenannten Junkerkaserne noch heute erhalten -, und so der neuerliche Spitalbrand von 1767, bei dem sogar das Bräuhaus abgebrannt ist. Bei allen diesen Bränden half nicht nur die Stadt zusammen, sondern auch aus der Umgebung, besonders den reichsstädtischen Dörfern, kamen die Spritzen und Mannschaften, um zu helfen. Daher ist es durchaus bemerkenswert, daß Memmingen nie durch das Feuer gänzlich hinweggerafft wurde.

Die Gründung

Die Reichsstadt verging, Memmingen wurde bayerisch, und 1822 entstand unter der Aegide der bayerischen Verwaltung eine neue Feuerlöschordnung, nach der eine Kompanie mit einem Hauptmann, vier Obmännern und 80 Rettern, d. s. Feuerwehrleute, entstand. Ein erstes Feuerwehrhaus wurde in Betrieb genommen; es lag beim städtischen Werkhaus am östlichen Ende der Maximilianstraße, bis der Bahnbau ab 1860 bis 1865 den Umzug in den Ratzengraben erzwang. Diese Feuerkompanie genügte jedoch nicht mehr, als Memmingen 1846 von einer Brandserie heimgesucht wurde: die Städeles‘ Mühle am Haienbach, das Gasthaus zum Schwarzen Adler und der Sonnenbäck an der Hirschgasse werden zu Brandopfern, und so organisierte sich die Bürgerschaft zum erstenmal selbst. Eine freiwillige Sicherheitsabteilung unter dem Namen „Stille Wache“ hatte nächtens Dienst auf Straßen und Gassen, ja sogar auf der Stadtmauer; 16 Mann waren es, die so für Brandsicherheit sorgten. Dies aber geschah alles auf freiwilliger Basis, von obrigkeitlicher Seite her herrschte zumindest bis zu den Revolutionsjahren 1848/49 tiefe Stille.

Die bürgerliche Märzrevolution des Jahres 1848 brach in vielen verkrusteten Strukturen ein, wiewohl sie in Bayern bei weitem nicht so furios verlief wie im Badischen; immerhin war sich das Bürgertum wieder seiner selbst bewußt geworden, und wenn auch die schnell darauf einsetzende Restauration die ersehnten Folgen bald wieder eindämmte, die Besinnung auf bürgerliche Werte war nicht mehr zurückzudrehen. Dem entsprachen genau die mehr und mehr einsetzenden Vereinsgründungen bis hin zum ,teutsch-nationalen‘ Taumel nach dem Sieg über Frankreich 1871 und bis zum wilhelminischen Chauvinismus, der letztlich zum Ersten Weltkrieg führte. Man fand sich also auch in Memmingen zusammen, mißtrauisch beäugt von der Obrigkeit, die von oben her gewarnt war, und gründete einen Verein; mit eine der ersten Vereinsgründungen war der Turnverein an der Spitze dieser Bewegung, und zwar bereits 1847. Zwar wurde dieser Verein 1853 wegen eines Verstoßes gegen das Vereinsgesetz aufgelöst, aber 1859 erstand er neu. Zu nennen sind hier freilich noch u. a. die Sektion Memmingen des Deutschen Alpenvereins, der Anthropologische Verein, aus dem die Heimatpflege wird, oder der Fischertagsverein – ihnen allen ist vaterländische Begeisterung und körperliche Ertüchtigung zu eigen, verbunden mit einem Dienst an der Vaterstadt.

Noch vor dem Turnhallenbau 1865 war man sich im Turnverein, dessen Führungsspitze sich vor allem aus dem Mittelstand und dem Handwerk rekrutierte, einig, daß es mit dem Memminger Feuerlöschwesen nicht weit her sei und daß dadurch die Stadt dauernd akut gefährdet schien. Man dachte also nicht nur an das Turnen zum eigenen Vergnügen, sondern war sich sehr wohl der Gesamtheit verpflichtet, ein Zug, der diesen alten Vereinen allen innewohnte. Originalton Turnverein Memmingen vom 14. September 1859, also noch im Gründungsjahr:

„Mit Genehmigung eines verehrlichen Magistrates hat sich dahier eine Turner-Gesellschaft gebildet und verspricht die bisherige Teilnahme dem Verein den besten Fortgang und das beste Gedeihen. Schon seit langer Zeit wurde von mehreren Seiten der Wunsch ausgedrückt, nach dem Vorbild anderer uns benachbarten Städte wie Augsburg, Kempten, Kaufbeuren, in hiesiger Stadt auch eine Feuerwehr zu bilden. Wie schätzenswert und hülfebringend solche Anstalten für eine Stadt sind, ist uns durch die Leistungen der letztgenannten zu oftenmalen bewiesen worden und ist es nur zu bedauern, daß diesem löblichen Wunsche nicht schon längst Rechnung getragen werden konnte, in dem es bisher an dem ersten Erfordernis nehmlich an Turner fehlte. Nachdem sich aber jetzt eine Turner-Gesellschaft gegründet, so sind die Aufforderungen zu gedachtem Zweck von Seiten hiesiger Bürger neuerdings an den Verein ergangen und sind die gehorsamst Unterzeichner auch beauftragt, einem hohen Magistrat mitzuteilen, daß die Mitglieder der Turner-Gesellschaft, deren Zahl von 33 erreicht hat und weitere Teilnahmer in sicherer Aussicht stehen, sich bereit erklären, nach Kräften und mit Eifer dahin zu wirken, in hiesiger Stadt in Verbindung mit dem Turnverein eine Feuerlöschmannschaft begründen zu helfen…“

So umständlich das klingt, man kam jedoch sehr schnell zur Sache, man holte Informationen aus den genannten Städten, las andere Dienstvorschriften. Am 27. November 1860 bildete sich im Rahmen des Turnvereins ein Steigerkorps unter dem Hauptmann Jodokus Unglehrt von 30 Mann in vier Rotten, die von den Obersteigern E. Bopp, J. Albert, W. Dürschner und B. Riethmayer angeführt wurden. Dennoch war die Sache nicht so ganz rundum gut, denn Turnerei und Feuerwehr waren zwei zu verschiedene Dinge, als daß man sie unbeschadet und ohne letztlichen Schaden füreinander unter einen Hut hätte bringen können. Man setzte sich also zusammen, beratschlagte, und ging dann im besten Einvernehmen wieder auseinander; am 20. Januar 1861 gründete man eine eigene, vom Turnverein unabhängige „Freiwillige Feuerwehr Memmingen“, die unter dem Kommando des Stadtbaumeisters Karl Bandel stand. Schon in dieser Ernennung wird die frühe enge Verbindung mit der Stadt deutlich, die sich es auch in den folgenden Jahren und Jahrzehnten immer angelegen sein ließ, die Feuerwehr zu unterstützen und sie in ihren Anliegen voranzubringen. Dieser Zusammenarbeit entsprang am 16. Mai 1862 bereits eine neue Lokal-Feuerlöschordnung, in der das Feuerlöschwesen voll auf die Belange der Freiwilligen Feuerwehr abgestimmt war. Sie hat ja dann auch sehr schnell einen hohen Mannschaftsbestand erzielt; in der Generalversammlung vom 16. Januar 1864 waren es bereits 364 Feuerwehrmänner. Diese hohe Zuwachsrate zeigte deutlich die Notwendigkeit einer organisierten Feuerwehr und spiegelte zudem das Geschick der Führung, dem Verein dazu ein gewisses gesellschaftliches Gewicht zu geben.

Feuerlöschordnung 1862 in der Bayerischen Staatsbibliothek

"Jeder Einwohner ist verpflichtet bei Wahrnehmung eines Brandes, oder der Gefahr des Ausbruches desselben, sofort Feuer zu rufen und auf der Polizeiwachstube Anzeige seiner Wahrnehmung zu machen. Die gleichzeitige Anzeige im Werkhofe und bei dem nächst wohnenden Kaminfeger wird empfohlen."

— Allgemeine Bestimmungen über Anzeige eines Brandes und Alarmierung, Feuerlöschordnung 1862

Ein weiterer Markstein in der frühen Geschichte der Memminger Feuerwehr ist der Bau des Feuerwehrhauses am Ratzengraben. Waren bisher die Geräte in verschiedenen Unterkünften verstreut, vor allem im Werkhaus bei der Fronfeste, so zeigte es sich sehr bald als notwendig, ein zentrales Feuerwehrhaus zu errichten, das den Anforderungen einer schnellen Alarmierung auch genügte. 1865 stellte man an den Magistrat den Antrag, neben der neuerbauten Turnhalle des Turnvereins ein eigenes Feuerwehrgerätehaus zu errichten: die Nähe des Rathauses, die zentrale Innenstadtlage und die kürzlich abgebrochene Stadtmauer, was eine schnelle und bewegliche Ausfahrt zuließ, waren maßgeblich für die Platzwahl. Außerdem war diese zentrale Lage hervorragend geeignet, das rasche Einspannen der Pferde zu gewährleisten; gerade im Bereich Ratzengraben/Krautgasse waren etliche Stadtbauern beheimatet, die ihren ganzen Ehrgeiz dareinlegten, als erste am Feuerhaus zu sein. Die Stadt tat ein übriges und honorierte die Schnellsten mit einer nach Gulden gestaffelten Prämie. Und so konnte man, wenn vom Martinsturm die Stadtfeuerglocke gellte, durchaus die Stadtbauern samt ihren Pferden im Galopp durch die Memminger Straßen sausen sehen, in unserer heutigen Vorstellung ein durchaus erregendes Bild. So errichtet die Stadt an der Ecke Ratzengraben/Krautgasse ein recht großzügiges Gebäude, das im Erdgeschoß die Feuerwehrhallen und alles, was dazu gehörte, beherbergte, im Obergeschoß aber noch Lehrsäle einer Frauenarbeitsschule und die Dienstwohnung des 1. Bürgermeisters aufnahm. Mit dem etwas später errichteten Schlauchturm diente dieses Haus 120 Jahre der Sicherheit unserer Bürger, bis die Anforderungen der neuen Zeit einen Neubau in ziemlicher Nähe des alten Hauses erzwungen hat – die Stadt zeigte sich der langen Feuerwehrtradition Memmingens wieder optimal verpflichtet. Bald kam auch die erste Bewährungsprobe für die neue Organisation: am 15. Juli 1865 brach im Hause Weberstraße 27 – der Taglöhner Gottfried Hausch war hier daheim – ein Feuer aus, dem man jedoch sehr schnell und geradezu souverän Herr wurde.

Es seien noch einige Höhepunkte in der Memminger Feuerwehrgeschichte angezeigt, die Dramatik schildern, die aber auch der Memminger Feuerwehr ein bürgerschaftliches Erinnerungsmal setzen. 1903 wurde auf Initiative des Kommandanten K. Schönmetzer die Weckerlinie ins Leben gerufen, aus der Erkenntnis heraus, daß die technischen Möglichkeiten der neuen Zeit auch einer schnelleren Alarmierung der ersten Fahrzeuge und Spritzen dienlich seien. So konnten seit dieser Zeit die in unmittelbarer Nähe des Feuerhauses wohnenden Feuerwehrleute mit einer elektrischen Klingelanlage sehr rasch und ohne großes Aufhebens alarmiert und die damit so wichtige Zeit zwischen Alarmierung und Eintreffen am Brandort wesentlich verkürzt werden.

Memmingen war übrigens die erste schwäbische Stadt, die sich eine derartige moderne Anlage leistete. Unter den Kommandanten Karl Bandel (1860-1889), Karl Schönmetzer (1899-1913) und Eugen Städele (1913-24) gelang eine stete Konsolidierung der Feuerwehr, die auch unter Simon Niggl (1924-1945) anhielt. In Städeles Kommandantenzeit fällt der Großbrand beim Bienenkorb (Kramerstraße 34), bei dem durch eine Benzinexplosion binnen kurzem fünf Firste dieses engbebauten Altstadtviertels vom Feuer ergriffen wurden, eine Stadtbrandgefahr, die so gefährlich noch nie erschienen war. Die Memminger Feuerwehr hatte Großeinsatz und hätte doch letztlich nicht mehr alles bewältigen können, sie war ja bis zu diesem Zeitpunkt, es war am 8. August 1921, noch ohne Motorspritze. Mit den handbedienten Pumpen und dem daraus resultierenden geringen Druck war solchen Feuer- und Rauchwogen nicht beizukommen, und so wurden die Motorspritzen von Kempten und Ulm angefordert, mit denen man dann gemeinsam dem Brand Herr wurde. Dies war Anlaß zum Kauf der ersten Motorspritze, die am 2. März 1923 bei der Memminger Feuerwehr eintraf und lange der Stolz der Truppe war. Für die Stadt war dies allerdings in den schlimmen Nachkriegszeiten der 20er Jahre eine finanzielle Kraftanstrengung sondergleichen.

Und nocheinmal wird die Memminger Feuerwehr gefordert, freilich gleich anderen Wehren in ganz Deutschland: als im Zweiten Weltkrieg die alliierten Bomberströme die Städte in Schutt und Asche legen. Unter Berücksichtigung dessen, daß ein Großteil der Feuerwehrmänner an der Front Dienst tat, war die Leistung der Daheimgebliebenen eine besonders erwähnenswerte Tat. Nicht nur, daß man in der Stadt mit dem Bahnhof und dem dicht dabeigelegenen Fliegerhorst Memmingerberg schon eine große Feuerlöschaufgabe im Falle des Falles hatte, was ja dann 1944 und besonders am 20. April 1945 deutlich wurde, war die Memminger Feuerwehr mit anderen vom 4. Juni 1940 bis zum 26. April 1945 an insgesamt 226 Alarmen beteiligt, davon neun zum Teil mehrtägige Einsätze in den Brandhöllen von Augsburg, München und Ulm und sieben größere Einsätze bei Angriffen auf Memmingen. Hier hat sich der Zusammenhalt und die Kameradschaft, die Idee der Gemeinschaftsleistung zugunsten der Allgemeinheit in der Memminger Feuerwehr bewährt, und dies war auch der Grundstock, auf dem man nach dem Krieg wieder aufbauen konnte.

Unter den Kommandanten hat sich die Memminger Freiwillige Feuerwehr zu dem Instrument entwickelt, auf das sich die Bürgerschaft heute verlassen kann. Die Stadt steht dahinter, wenn es gilt, Aufwendungen zu erbringen, die notwendig und wichtig sind, und in Stadtrat Albert Heuß hat die Feuerwehr einen Referenten, der wirksame Verbindung hält.

Das Jahr 1984 leitete eine neue Epoche der Freiwilligen Feuerwehr Memmingen ein. Mit einem gewissen Wehmut hatte man vom Ratzengraben Abschied genommen, aber um so freudiger das neue Feuerwehrhaus am Rennweg bezogen. Über allem aber stehe der Dienst am Nächsten, der auch durch Doktor Schorers Spruch vor runden 500 Jahren von der ,,Kecke und Redlichkeit des Volcks“ seine bürgerliche Legitimation und seinen Gemeinnutz erfahren hat.