Schaumschlacht gegen das Feuer bei Fa. Metzeler (1977)

Nach dem Ausbruch des Feuers an einer Schleifmaschine bei der Firma Metzeler kurz vor Mitternacht am 14. März 1977 entwickelt sich einer der spektakulärsten Feuerwehreinsätze Bayerns. Am Ende sind fast 30 Feuerwehren sowie die Führung des Landesamts für Katastrophenschutz im Einsatz.

⸻ Historische Einsätze

Ein Großbrand, der vermutlich an einer einfachen Schleifmaschine ausbrach

Am 14. März 1977 um 23.35 Uhr wurde der 1. Löschzug der Freiwilligen Feuerwehr Memmingen über Funk von der Landespolizei alarmiert: „Brand bei der Firma Metzeler“.
Die Firma mit eigener Werkfeuerwehr liegt im Norden der Stadt an der ehemaligen B 19 und stellt Schaumstoffe sowie das Möbelfurnier „tacon“ aus Kunstharzen und Spezialpapieren her, letztere werden im Untergeschoss gelagert.

Nach Ankunft erfuhr der Einsatzleiter vom Pförtner, dass es an einer Schleifmaschine in einer Halle brannte. Die anfahrenden Löschfahrzeuge wurden von Werksangehörigen eingewiesen. Bei der ersten Erkundung stellte der Einsatzleiter fest: Die betroffene Halle war in voller Ausdehnung sehr stark verqualmt, offenes Feuer war im Inneren nicht zu sehen und das freistehende Silo brannte. Zum Silo führten von den Schleifmaschinen ausgehend Absaugschächte und Metallkanäle. Sämtliche Tore waren geöffnet, wodurch dichter Qualm ins Freie drang.

Mit drei C-Rohren, eines wurde über die Drehleiter vorgenommen, wurde das Feuer im Silo in wenigen Minuten gelöscht.

Das in Brand stehende Absaugsilo.

Angehörige der Nachtgruppe der Werkfeuerwehr meldeten, dass nach einer Verpuffung an einer Schleifmaschine an dieser ein Brand ausgebrochen sei. Die eigenen Löschversuche seien fehlgeschlagen. Alle Arbeiter hätten die Halle noch verlassen können.
Die vorgefundene Lage veranlasste den Einsatzleiter, Alarm für die gesamte Freiwillige Feuerwehr Memmingen auszulösen. Auch die Ortsteilfeuerwehr Amendingen wurde alarmiert.

Während das Feuer im Silo gelöscht wurde, gingen drei Atemschutztrupps zur Erkundung in die total verqualmte Halle vor, fanden aber kein offenes Feuer. Da die Rauchentwicklung nicht nachließ und stattdessen noch stärker wurde, ging ein Trupp mit einem Werkfeuerwehrangehörigen zur Erkundung in den Keller vor. Nach erschwerter Suche mit weiteren Trupps wurde um 1:37 Uhr in gestapelten Papierrollen offenes Feuer entdeckt.

Mit 2 C-Rohren wurde der Brand bekämpft. Die Trupps, die alle unter Pressluftatmern arbeiteten, mussten immer wieder wegen der großen Hitzestrahlung ausgetauscht werden. Der Erfolg der Löscharbeiten war jedoch gering. Ein Teil des Löschwassers verdampfte sofort und nahm den Trupps jede Sicht. Durch einen Deckendurchbruch wurde von der ebenfalls alarmierten Fliegerhost-Feuerwehr versucht, den Brand mit Schwerschaum zu bekämpfen.

Um 3:07 Uhr wurden die Wehren von Kempten und Erkheim alarmiert, da dringend Atemschutzträger und Pressluftflaschen benötigt wurden. Die Feuerwehr Kempten wurde auch um Entsendung von Leichtschaummittel und einem Leichtschaum-Generator gebeten. Um 3:52 Uhr begann die Kemptner Wehr mit der Leichtschaum-Flutung des Kellers durch den Deckendurchbruch. Durch die dichtgestapelten Papierrollen mit einem Gewicht von 300 kg und einer Höhe von 1,30 m konnte sich der Leichtschaum jedoch nicht genügend verteilen und wurde durch Brandgase und die große Hitze zerstört.

Schaumgenerator im Einsatz.

Mittels Schaumzufuhr wurde versucht, das Feuer innerhalb der Papierrollen zu ersticken. Jedoch konnte der Schaum u.a. wegen der großen Hitze in den Kellerräumen nicht die gewünschte Wirkung entfalten.

Die Hitzeentwicklung nahm gegen Mittag des 15. März nach anfänglichem Rückgang so stark zu, dass das Löschwasser an der Kellerdecke verdampfte und die Decke auch schon begann, sich zu verformen. Bei einer Lagebesprechung um 16:00 Uhr wurde festgestellt, dass akute Einsturzgefahr besteht. Auch konnte ein umfassender Löscherfolg mit der Beschäumung nicht festgestellt werden. Deshalb wurde von einem weiteren Fluten des Kellers im Innenangriff abgesehen.

Gegen Abend wurden die teilweise seit 20 Stunden im Einsatz befindlichen Kräfte der Memminger Wehr durch die Feuerwehren Babenhausen, Benningen, Buxheim, Boos, Erkheim, Grönenbach, Illertissen, Mindelheim, Leutkirch, Legau, Lautrach und die Fliegerhorst-Feuerwehr abgelöst. Im weiteren Verlauf errichteten sie rund um die Halle Widerstandslinien und brachten ein Feuer, das in der Nacht auf den 16. März vom Keller über Kabelschächte in das Hallendach durchbrach, unter Kontrolle.

Unumgänglich bei einer solchen Großschadenslage: Einsatzbesprechungen sowohl innerhalb der Einsatzleitung als auch mit den agierenden Einsatzkräften.

Einsatzlagebesprechung.

Die Einsatzleitung wurde zwischenzeitlich von Beamten des Direktionsdienstes der Berufsfeuerwehr München sowie durch die Leitung des Bayerischen Landesamtes für Brand- und Katastrophenschutz unterstützt. Diese beschloss am Morgen des 16. März den brennenden Keller zu fluten. Versorgungsschächte und Kanäle wurden mit Sandsäcken abgedichtet sowie Türen und Wände im Keller des Verwaltungsgebäudes durch eine Baufirma abgestützt.
Gleichzeitig wurde über 12 B-Schlauchleitungen von einem Bach und der öffentlichen Wasserversorgung mit der Flutung des Kellers begonnen.

Ausgebrannte Papierrollen im gefluteten Keller.

Schlussendlich wurde der Keller bis zu einer Höhe von 1,75 Metern geflutet.

Am 17. März um 0:30 Uhr erreichte der Wasserstand im Keller die Höhe von 1,75 m, welcher sich nicht mehr erhöhen ließ, weshalb die Beflutung eingestellt wurde. Am Morgen des 16. März wurde die Beflutung nach erneuten Brandaufflammungen infolge des sinkenden Wasserstandes noch einmal aufgenommen. Gegen Mittag wurde dann endgültig das Wasser abgepumpt und im Innenangriff, teilweise bis zur Brust im Wasser stehend, immer wieder aufflammende Brände abgelöscht.

Am 17. März um 20:30 Uhr waren die Nachlöscharbeiten soweit abgeschlossen, dass die Freiwillige Feuerwehr Memmingen die Brandstelle verlassen konnte.

„Wir möchten Ihnen und Ihren Männern für den bedingungslosen, schnellen und aufopfernden Einsatz […] unseren ganz besonderen Dank aussprechen. Auf jeden Fall hat sich gezeigt, dass wir über eine leistungsfähige Feuerwehr verfügen, deren Einsatzleitung in der Lage ist, mit überregionaler Unterstützung auch in sehr schwierigen Situationen eine wirkungsvolle Bekämpfung zu leiten.“

— Auszug aus einem Schreiben der Geschäftsführung der Metzeler Schaum GmbH an den damaligen Stadtbrandrat Karl Reicherseder.

Personen kamen bei diesem 68-stündigen Einsatz, von kleinen Verletzungen abgesehen, nicht zu Schaden. Die Halle und die Maschinen wurden erhalten. Große Teile der Kellerdecke mussten jedoch erneuert werden. Nach mehrmonatigen Reparaturen konnte der Betrieb in der „tacon“-Fertigung wieder aufgenommen werden.

Text: Feil B. (1978). Großbrand in einem kunststoffverarbeitenden Betrieb. brandwacht, 2/1978, S. 46 – 48.

Bilder: Foto Kroll, Memmingen. Privat. Feuerwehrarchiv.