Großbrand bei der Spedition Dachser (1990)
Insgesamt sind 8 Feuerwehren mit ca. 260 Einsatzkräften sowie 44 Kräfte des THW Memmingen, Sanitätskräfte und die Polizei bei dem Großbrand im Einsatz.
Brandursache: Defekt in einer elektrischen Anlage
Am Sonntag, den 11. November 1990, wurde die Freiwillige Feuerwehr Memmingen um 6.53 Uhr von der Polizei-Inspektion Memmingen mit folgender Meldung alarmiert: „Großbrand bei der Spedition Dachser – brenn[ende] Lagerhalle“. Die Spedition Dachser – eine der größten Speditionen Deutschlands – unterhält in Memmingen eine größere Niederlassung. Das Firmengelände lag im Süden von Memmingen in einem reinen Industriegebiet, in dem sich nur wenige Wohnhäuser befanden.
Bei der Anfahrt zur Einsatzstelle wurde bereits wenige hundert Meter nach der Feuerwache starker Rauch und hochauflodernde Flammen im Industriegebiet Süd erkannt. Es wurden sofort weitere Kräfte nachalarmiert. Um 7.02 Uhr waren die ersten Einsatzkräfte an der Brandstelle. Eine erste Erkundung ergab folgende Lage: Die Lagerhalle der Spedition Dachser brennt in voller Ausdehnung. Auch aus bereits zerstörten Fenstern und Toren dringt dichter Rauch und Flammen. An den Rampen und im Firmengelände stehen mehrere Lastzüge. Der Brand droht, auf diese überzugreifen. Offensichtlich wurde zu diesem Zeitpunkt nicht gearbeitet. Da auch im Betriebsgelände niemand wohnt, war mit größter Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass sich keine Personen im Betrieb aufhalten.
Tragbare Leitern leisteten gute Dienste bei dem verhältnismäßig niedrigen Gebäude. Drehleitern mit Wenderohr ermöglichten trotz teilweise behinderter Zugänglichkeit einen wirksamen Löschwassereinsatz.
Als 1. Maßnahme wurden mit Wenderohren das gegenüberliegende Tanklager abgeschirmt. Die Besatzung zweier Fahrzeuge öffneten zwei Hoftore und versuchten, ein Übergreifen des Brandes auf die abgestellten LKW auf der Nord – und der Südseite zu verhindern. Dazu nahmen sie die Brandbekämpfung durch die bereits zerstörten Rampen-Tore auf. Die Mannschaft des Löschfahrzeuges 16 baute eine Löschwasserversorgung von einem Überflurhydranten auf und versuchte, ein Übergreifen des Brandes auf den Verwaltungsbau zu verhindern.
Diese Maßnahmen zeigten schon bald Erfolg: Die abgestellten Lastzüge konnten ohne große Beschädigung von inzwischen benachrichtigten Mitarbeitern der Firma und Feuerwehrmännern in Sicherheit gebracht werden. Die nachalarmierten Kräfte bauten weitere Löschwasser-Versorgungsleitungen von Hydranten bzw. von dem etwa 300 m entfernten Kressenbach auf und wurden dann zu Löscharbeiten eingesetzt.
12 Propangasflaschen für Stapler sowie ein Gabelstapler konnten in letzter Minute sichergestellt werden. Trupps unter umluftunabhängigem Atemschutz kontrollierten die angebaute, total verrauchte Halle und die Büroräume. Offenstehende Verbindungstore wurden von diesen Trupps geschlossen. Ein Übergreifen der Flammen auf die Halle konnte so gerade noch verhindert werden.
Während des Einsatzes kam es mehrfach zu heftigen Verpuffungen mit starker Qualm- und Flammenbildung. Aufgrund dieser Verpuffungen und des mit einer grünen Flüssigkeit (wurde später als Glysantin identifiziert) vermischten austretenden Löschwasser musste von chemischen, unter Umständen gefährlichen, Stoffen ausgegangen werden.
Um 7.23 Uhr wurde eine „örtliche Einsatzleitung“ gebildet. Da dem Einsatzleiter nicht bekannt war, welche Güter im Gebäude lagerten.
Der umfassende Löschangriff zeigte bald Wirkung. Um 8.18 Uhr konnte „Brand unter Kontrolle“ gemeldet werden. Im Innenangriff wurden jetzt mehrere Strahlrohre gezielt vorgenommen, um brennende Warenstapel abzulöschen. Ein schwieriges Problem war auch die große Menge an verschmutztem Löschwasser unbekannter Zusammensetzung, die über die Hofentwässerung ins Grundwasser gelangen wären. Nur durch Abdichten der Ablaufschächte und Umpumpen in die städtische Kanalisation konnte dies verhindert werden.
Diese Löscharbeiten zogen sich noch bis 11.45 Uhr hin. Brandwachen verblieben bis Montag, den 12. November 1990, 8.00 Uhr, an der Einsatzstelle und waren ständig mit Nachlöscharbeiten beschäftigt.
Wegen der unbekannten Zusammensetzung des dichten Brandrauchs wurde die Bevölkerung von der Polizei über Lautsprecher und über Rundfunk aufgefordert, in der Wohnung zu bleiben und Fenster und Türen geschlossen zu halten.
Die Ermittlungsbehörden nahmen noch während des Brandes ihre Arbeit auf. Als Brandursache wurde ein Defekt in der elektrischen Anlage ermittelt. Soweit bekannt, betrug der Gebäude- und Mobiliarschaden ca. DM 1,5 Millionen, der Schaden am Lagergut lässt sich nur sehr schwer schätzen und wird bei ca. DM 2-3 Millionen vermutet.
Text: Feil B. (1991). Großbrand bei der Spedition Dachser. brandwacht, 10/1991, S. 227 – 231.
Bilder: Foto Kroll, Memmingen. Privat. Feuerwehrarchiv.