Ein Erdbeben im baden-württembergischen Zollernalbkreis war das Leitszenario der diesjährigen Katastrophenschutzübung der Stadt Memmingen auf dem Truppenübungsplatz bei Stetten am kalten Markt. Über 80 ehrenamtliche Einsatzkräfte von Feuerwehr, Bayerischem Roten Kreuz, Malteser Hilfsdienst, Johanniter-Unfall-Hilfe und Technischem Hilfswerk (THW) übten ein ganzes Wochenende lang gemeinsam die Bewältigung verschiedenster Einsatzszenarien. Im Fokus stand neben den einzelnen Fertigkeiten der Einsatzkräfte die organisationsübergreifende Zusammenarbeit bei Großschadenslagen. Am Ende kann die Übungsleitung ein positives Fazit ziehen.

Im angenommenen Übungsszenario erschüttert ein Erdbeben die Region, woraufhin Gebäude, Verkehrswege, Infrastruktur und Kommunikationswege zerstört werden. Die Behörden rufen den Katastrophenfall aus. Überörtliche Einsatzkräfte aus Bayern werden alarmiert, um die Folgen dieses Naturereignisses zu bewältigen. Aufgrund der starken Zerstörung kann zur Unterbringung und Versorgung der Memminger Kräfte nicht auf Infrastruktur zurückgegriffen werden: Die Einsatzkräfte mussten daher im Schadensgebiet ein Camp zur eigenen Unterbringung und autarken Versorgung errichten. Der Fähigkeit, Einsatzaufgaben auch dann erfolgreich zu bewältigen, wenn gewohnte Infrastruktur nicht zur Verfügung steht, kommt bei Großschadenslagen wie Erdbeben oder Hochwasser eine besondere Bedeutung zu.

Ein Zug ist verunglückt; es ereignen sich mehrere Verkehrsunfälle und Fahrzeuge geraten in Brand. Während die Feuerwehr die Brände bekämpft und Personen rettet, befreien die Helferinnen und Helfer des THW gemeinsam mit Kameraden der Feuerwehr die eingeschlossenen Personen, die anschließend vom Rettungsdienst betreut und medizinisch versorgt werden. Da es bereits dunkel ist, müssen die Einsatzstellen großflächig ausgeleuchtet werden. Ein PKW wurde von Baumstämmen getroffen – der Fahrer schwebt in Lebensgefahr. Mit schwerem Gerät arbeiten sich die Einsatzkräfte zum Unfallopfer vor, um die eingeschlossene Person zu befreien. Die Einsatzkräfte des THW-Drohnentrupps suchen derweil nach vermissten Personen und auch eine Handyortung wird durchgeführt. Es ist bereits nach Mitternacht als dieses Szenario erfolgreich bewältigt ist und knapp 20 Verletztendarsteller gerettet sind.

Mehrere Monate lang hatten Sandra Schneider (Amt für Brand- und Katastrophenschutz der Stadt Memmingen) und Stephan Zettler (Technisches Hilfswerk) die einzelnen Szenarien unterstützt von vielen weiteren Mithelferinnen und Mithelfern geplant und vorbereitet. „Dass die Zusammenarbeit zwischen den Organisationen auf Anhieb so gut klappt hat, ist wirklich sehr beeindruckend“, resümieren die beiden in Funktion der Übungsleitung nach dem ersten Tag.

Nach verschiedenen fachspezifischen Ausbildungseinheiten am Samstagvormittag stand am Nachmittag erneut eine realistische Übung auf dem Programm: neben einem verunglückten Fahrzeugkonvoi werden die Einsatzkräfte mit einer Gasexplosion konfrontiert. Erst nachdem das Feuer gelöscht ist und sichergestellt ist, dass kein weiteres Gas austritt, können die Retter die Einsatzstelle betreten und die teils schwer verletzten und von Trümmern verschütteten Personen retten. Da das Gebäude fast völlig zerstört ist, müssen Verletzte durch die Fachgruppe Ortung unter den Trümmern mithilfe des technischen Ortungsgerätes aufgespürt werden.

Komplexe Szenarien wie diese lassen sich nicht von einzelnen Einheiten eigenständig bewältigen. „Professionelle und routinierte Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Akteuren im Bevölkerungsschutz ist hier notwendig“, so der Ortsbeauftragte des THW Memmingen Klaus Liepert. Oberbürgermeister Manfred Schilder machte sich vor Ort ein Bild von der Katastrophenschutzübung. Er zeigte sich von der Einsatzbereitschaft und dem Einsatzwillen der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer der verschiedenen Organisationen beeindruckt und dankte für die engagierte Teilnahme an der Übung – aber auch für die Einsatzbereitschaft an 365 Tagen im Jahr.

Text und Bilder mit freundlicher Unterstützung von Dominik Helms/THW.